DAS EINSTECKTUCH: FARBEN, DESIGN UND FALTEN FÜR DIE MODISCHE ABENDGARDEROBE
Man glaubt es kaum – aber das Einstecktuch ist nach einer Periode, in der seine Wichtigkeit in den Hintergrund rutschte, wieder ein wichtiges modisches Accessoire für den Mann geworden. Dabei ist es natürlich selbstverständlich, dass man(n) nicht einfach irgendein Einstecktuch in die Brusttasche stopft, sondern sich Gedanken über Einstecktuch Farbe, das Design oder die Art der Rechteckfaltung machen sollte. Dabei ist das Zusammenwirken mit anderen Accessoires ebenso wie mit Hemd und Sakko nicht zu unterschätzen.
Das Einstecktuch – auch Kavalierstuch, Stecktuch oder Pochette genannt, mehr als nur ein buntes Taschentuch
Das Einstecktuch ist keineswegs ein benutzbares Taschentuch, sondern ein reines Ziertuch, das die in gekonnter Kombination die richtigen Akzente setzt. Die feinere Gesellschaft benutzte es vor einigen Jahrhunderten, um sich von der unteren Schicht abzuheben. Einstecktücher galten damals als Prestigeobjekte. Sie hatten einen ähnlichen Wert wie den, den wir heute teuren Armbanduhren zumessen. Man konnte
- an der Stoffqualität
- der Art der Verarbeitung
- den kunstvollen Mustern
- den eingestickten Monogrammen
- an kunstvollen Ziernähten
- oder der Größe
eines Einstecktuches ablesen, wer vor einem steht. Das Einstecktuch symbolisierte durch seine Größe, die Macht und den Einfluss der Person, die es trug. Jeder Gentleman trug es sichtbar in einer Manteltasche. Erst mit der Erfindung des Sakkos in der Zeit um 1850 wanderte das Ziertaschentuch von der Manteltasche in die Brusttasche. Bis heute hat das Einstecktuch eine symbolische Bedeutung, die vor allem bei modebewussten Männern nicht zu kurz kommen sollte.
Auch Falten will gelernt sein
Ein richtig gefaltetes Einstecktuch aus dem zum Anlass passenden Material steht bis heute für die Wahl von Stilsicherheit. Es wertet den Anzug des Mannes optisch auf und komplettiert den Look. Im Unterschied zum konventionellen Taschentuch ist das Ziertuch deutlich kleiner. Maximal hat es die Größe von 40 x 40 cm, es kann aber auch noch kleiner ausfallen. Ein komplexes Regelwerk besagt, wann man welches Ziertuch trägt und wie es gefaltet sein darf.
Herren im Businessanzug
Zum Businessanzug sollte ein Einstecktuch beispielsweise weiß oder blau und auf jeden Fall einfarbig sein. Es darf eine Satin-Struktur haben und aus Baumwolle, Seide oder feinem Leinen bestehen. Korrekt sind im Büro die Pufffaltung oder die Dreiecksfaltung.
Herren im Business-Blazer
Trägt man(n) nur einen Business-Blazer oder einen halboffiziellen Anzug, beispielsweise anlässlich eines Theaterbesuches oder eines Geschäftsessens, darf das Tuch auch pastellfarben oder dezent gestreift sein. Korrekt wird es in Pufffaltung, amerikanischer Faltung oder Kronenfaltung benutzt.
Herren im Sportsakko
Zum Sportsakko hingegen nutzt man einfarbig weiße, pastellfarbene oder blaue Einstecktücher. Stecktücher dürfen im Freizeitbereich aber auch gestreift oder kariert sein. Neben der Pufffaltung und der amerikanischen Faltung – auch Rechteckfaltung genannt – ist auch die Bauschfaltung des Einstecktuches stilgerecht.
Das passende Einstecktuch für den festlichen Anlass
Die Dreiecksfaltung ist hingegen für alle festlichen Anlässe korrekt - mit einer Ausnahme: Trägt man(n) nämlich einen Stresemann, ist nur die Kronenfaltung statthaft. Diese darf man auch als Alternative zum Mantel, zum Frack, zum Smoking oder zum Dinnerjacket tragen. Bekannt sind Kronenfaltungen außerdem als "Two-Corners-Up"-Faltung und "Three-Corners-Up"-Faltung. Wer sich mit den verschiedenen Falttechniken nicht auskennt, begeht leicht einen Fehler.
Einstecktuch Farbe – eine Disziplin für sich
Die Farben Grundregel für das Einstecktuch lautet: Ein weißes Einstecktuch ist immer richtig. Es enthebt einen aller Gedanken um die richtige Farbe. Bei einem Businessanzug darf man auch mit einem hellblauen oder pastellfarbenen Einstecktuch auftreten. Harmonisch wäre ein Einstecktuch, das im Muster mit der Krawatte und dem Hemd harmoniert. Am Rand handrollierte Seidentücher harmonieren demnach gut mit Krawatten aus Seide. Baumwolle und feines Leinen sowie Batist sind ebenfalls nutzbar. Im Businesskontext sollte man aber nicht durch eine zu edle Materialwahl auffallen. Nobler als der Chef darf man niemals auftreten.
Falten, falten, falten und anlassgerecht kombinieren
FALTUNGSARTEN DES STILVOLLEN EINSTECKTUCHS
Die Wissenschaft der Einstecktuch-Faltung zu beherrschen, gehört für einen Business- oder Gentleman zur Stilsicherheit. Letzten Endes schaut zwar nur noch ein kleiner Teil des Einstecktuches aus der Brusttasche heraus – aber es verrät so viel über einen selbst, dass man die richtige Falttechnik nicht vernachlässigen sollte.
Die Bauschfaltung
Die lässige Bauschfaltung des Einstecktuchs erfordert augenscheinlich am wenigsten Mühe. Man greift das Tuch einfach in der Mitte und hält es dann nach unten. Dann schüttelt man es leicht auf, bevor man es mit Schwung in die Brusttasche steckt. Die Tuchspitzen verschwinden dabei in der Brusttasche, nur der zweifache Bausch ragt heraus. Das Ganze sieht allerdings einfacher aus als es tatsächlich ist. Die Bauschfaltung kennzeichnet einen als lässig-elegant oder gar als Bohemien. In der klassischen britischen Herrenmode ist sie sehr angesagt, bei uns eher nicht. Verwendet wird sie bevorzugt mit dünnen Seidentüchern. Seidentücher mit Tupfen oder Paisley-Mustern passen gut dazu. US-Schauspieler Fred Astaire benutzte diese Faltung besonders gerne. Aus dem Gesagten ergibt sich logisch, dass man diese Faltung im Businesskontext tunlichst meidet. Nur im Sportanzug oder Businessmantel wäre sie akzeptabel. Letzteres wäre aber nur stilgerecht, wenn das Einstecktuch aus Cashmere-Wolle bestünde.
Die Puff- und Dreiecksfaltung
Im Businesskontext sind die Puff- und die Dreiecksfaltung üblich. Die Pufffaltung wird ähnlich wie die Bauschfaltung ausgeführt - nur dass dieses Mal die Tuchspitzen ohne spezielle Anordnung aus der Brusttasche herauslugen. Bei der Dreiecksfaltung hingegen faltet man das Einstecktuch diagonal, sodass eine der Tuchspitzen nach unten weist. Dann faltet man von rechts und von links die seitlichen Spitzen zur Mitte des Tuches hin. Nun faltet man die nach unten ragende Spitze ebenfalls zur Mitte des Tuches hin, sodass nur eine Tuchspitze stehen bleibt. Diese ragt aus der Anzugtasche, der Rest wird unsichtbar. Diese Faltung des Einstecktuchs ist für etwas elegantere Verwendungen geeignet. Geeignet dafür sind glatte Seidentücher. Diese dürfen aber nicht zu schmal gefaltet werden. Dieses Einstecktuch verrutscht gerne, sofern es zu schmal gefaltet wurde und keinen Halt an den Rändern der Brusttasche findet. Auch die amerikanische Faltung ist zum Businessanzug korrekt. Hier legt man das Einstecktuch gerade vor sich hin. Man faltet es von links und von rechts ein. Dann faltet man den unteren Rand nach oben, sodass er zwei bis drei Zentimeter vor dem oberen Rand zu liegen kommt. In die Tasche gesteckt, ergibt sich ein gerades Tuch, das zwei bis drei Zentimeter aus der Brusttasche ragt.
Die Kronenfaltung
Die festliche und rutschfeste Kronenfaltung - auch als "Three-Corners-Up"-Faltung bezeichnet - ist relativ häufig einsetzbar. Sie ist aber in der Falttechnik etwas komplexer herzustellen. Man faltet dazu das Einstecktuch in ein Dreieck, also über die Diagonale ein. Dann legt man die beiden Spitzen übereinander in die Mitte der langen Seite des Tuches. Auf diese Weise erhält man eine Krone mit drei Spitzen, die aus der Jackentasche hervorlugen darf. Sie gilt als das festlichste Accessoire, das der Mann in der Brusttasche tragen kann. Wer diese Kurzanleitungen für die Stecktuch-Faltungen zu ungenau findet, entdeckt beim Herrenausstatter eine ausgezeichnete kleine Bildanleitung. Außerdem findet sich darüber eine Tabelle, die einem sagt, wann man welches Einstecktuch benutzt, wie man es zu welchem Anlass faltet und welche Farbe man wählt. So schwer ist es gar nicht. Neben den hier erwähnten, am häufigsten benutzten Faltungen, gibt es übrigens noch diverse andere. Wenn Sie nochmals die hier genannten klassischen Faltungen für das Einstecktuch studieren möchten, können Sie dies hier tun.
Farben und Materialien von Einstecktüchern
Grundsätzlich gelten Einstecktücher in Weiß als Standardvariante. Solche Tücher lassen sich zu wirklich jedem Anzug kombinieren. Im Zweifelsfall sollte daher die Wahl auf ein weißes Einstecktuch fallen. Neben dieser Ausführung sind gedeckte Nuancen wie Weinrot, Violett, Marineblau, Schwarz, Grau oder Dunkelgrün gängige Farben für Einstecktücher. Des Weiteren sind Punkte, minimalistische Streifen oder das fantasievolle Paisleymuster verbreitete (und beliebte) Motive. Tücher in einer grellen Farbe finden im formellen Rahmen hingegen kaum Verwendung, da sie nicht dem üblichen Dresscode entsprechen.
Neben der Farbe spielt zudem der Stoff als grundlegendes Material eine Rolle. Sehr edel wirken Einstecktücher aus reiner Seide. Mit ihrem leichten Schimmer sind Seidentücher in erster Linie besonderen Gelegenheiten vorbehalten. Darüber hinaus werden Einstecktücher aus Baumwolle oder Leinen angefertigt. Im Vergleich zu Seide weisen diese Stoffe eine größere Widerstandsfähigkeit auf, haben einen besseren Halt und gelten als alltagstauglicher.
Zu welcher Garderobe passt ein Einstecktuch?
Einstecktücher verkörpern Eleganz. Aus diesem Grund müssen Tuch und Kleidungsstil zueinander passen. Primär wird ein Einstecktuch mit Abend- oder Businessgarderobe wie einem Sakko kombiniert. Dabei sollten die Farbe des Tuches mit den Farben der übrigen Kleidungsstücke weitgehend übereinstimmen. Zu intensive Kontraste wirken für formelle Anlässe nicht einheitlich genug. Ein weißes Einstecktuch in Verbindung mit einem weißen Hemd ist die ideale Kombination fürs Büro. Wird zum Anzug eine farbige Krawatte getragen, sollte das Tuch die Farbe aufgreifen. Auch zusammen mit einer Fliege sind Einstecktücher durchaus tragbar. Farbkombinationen wie schwarz und violett oder anthrazit und dunkelblau schaffen eine perfekte Symbiose. Seidene Tücher wirken auf der Arbeit jedoch zu exklusiv. Im Beruf sollten deshalb Modelle aus Baumwolle oder Leinen verwendet werden. Für Feierlichkeiten dürfen gerne auch mal Einstecktücher mit Paisley-Ornamenten aus dem Schrank geholt werden. Somit wird das kunstvoll gefaltete Tuch zu einem spannenden Blickfang.
Was haben die Manschettenknöpfe mit Einstecktüchern zu tun?
Man sagt oft, dass ein Mann nicht allzu viele Möglichkeiten hat, seine Persönlichkeit durch Mode auszudrücken. Wenn man genau hinschaut, stimmt das aber nicht. Selbst bei einem noch so strengen Dresscode kann man Klasse, Dynamik und Seriosität ausstrahlen oder lediglich das Minimum an Bekleidungspflicht erfüllen. Der Mann zeigt seine Haltung zum Leben und zum Beruf über die Art, wie er seine Kleidung zusammenstellt. Insofern hat alles mit allem zu tun und wird möglichst perfekt aufeinander abgestimmt. Manschettenknöpfe, Krawatte oder Fliege und Einstecktuch bilden somit ein schmückendes Ensemble. Diesem Ausdruck von Individualität sollte man insbesondere im Geschäftsleben hinreichend Aufmerksamkeit schenken. Wer modische Souveränität ausstrahlt, darf durchaus auch authentisch sein und steigert auch so noch sein Selbstwertgefühl. Der Mann verkleidet sich schließlich im Business nicht. Er kleidet sich angemessen, geschmackvoll und stilgerecht, sodass er sein Unternehmen nach außen hin gut repräsentiert.
Bei vielen Herrenausstattern finden sich nicht umsonst zusammenpassende Fertig-Sets aus Krawatte, Manschettenknöpfen und Einstecktüchern. Viele Männer haben Probleme bei der Abstimmung von modischen Accessoires. Zu einer silberfarbenen Krawatte aus Seide passen silberne Manschettenknöpfe und ein hellgraues Einstecktuch. Trägt man eine fein gestreifte Krawatte, können die "Cufflinks" und das Einstecktuch dieses Muster aufnehmen. Kombinierbar sind auch dunkelblaue Krawatten mit Manschettenverschlüssen in Anthrazit oder einem schwarzen Einstecktuch.
Wo immer ein strenger Dresscode gilt, sind die Grundfarben Schwarz, Anthrazit und Dunkelgrau Pflichtprogramm. Dazu passt ein weißes oder hellgraues Einstecktuch am besten. Zum schwarzen Anzug kann man angesichts einer Festivität auch ein fein gemustertes Einstecktuch tragen. Beachten Sie bitte auch die Wirkung, Musterung und Farbe der Krawatte oder Fliege dazu. Auch die Farbe des Anzugs ist auf den Bildern zu sehen. Sie gibt Auskunft über das, was der Mann dazu kombinieren kann. Solche Eindrücke bilden eine ausgezeichnete Schule für stilistisch allzu Wagemutige. Ein rotes Einstecktuch wäre im Businesskontext eine Provokation.
Modische Neuerungen und alte Konventionen
Im Business punktet man heutzutage durch stilistische Zurückhaltung, nicht etwa durch modische Extravaganzen - und seien sie auch noch so klein. Je nach Branche hat man als seriöser Geschäftsmann bestimmte modische Konventionen zu beachten. Bestattungsunternehmer tragen andere Geschäftsanzuge als die Topmanager einer Bank. Auffallend ist, dass unsere Politiker zwar korrekt im dunklen Anzug mit Krawatte auftreten, aber außerhalb offizieller Festveranstaltungen weitgehend auf das Einstecktuch verzichten. Die Mode mag sich geändert haben. Anzugkragen mögen heutzutage schmaler sein und die Anzugjacken von Geschäftsleuten mögen taillierter ausfallen als früher. Doch manches an Konventionen ändert sich im Businesskontext so schnell nicht. Ein Blick auf die Nachrichtensprecher im TV genügt, um die wichtige Rolle des Einstecktuches zu erfassen. Es war durchaus nicht immer en vogue. Aber bis heute hat es sich nicht verabschiedet.
Im Biedermeier trug man das bunte Einstecktuch beispielsweise nur zur Reitbekleidung. Als um 1860 das Sakko zum Pflichtbestandteil eines Geschäftsanzuges wurde, wertete man die Jacke durch ein elegantes oder farblich kontrastierendes Einstecktuch optisch auf. Das übertrug sich dann auf den Gehrock und den Paletot. Im Frack trug man aber bis 1930 mangels Brusttasche kein Tuch. Stattdessen steckte man eine weiße Nelke ins Revers-Knopfloch.
Im Grunde führten dann die Herrenschneider die Nutzung von Stecktüchern in der Herrenmode des Großbürgertums ein. Bis dahin hatte das Kavalierstuch in der Brusttasche nur dem Adel als Erkennungsmerkmal des höheren Standes gedient. Die ersten Komplett-Sets aus Einstecktuch und passender Krawatte gab es schon in den Dreißigerjahren zu erwerben. Doch schon um 1950 hatte sich das Einstecktuch wieder überlebt. Erst vierzig Jahre später - in den Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts - wurde es wieder salonfähig.
Der gut gekleidete Geschäftsmann kommt heutzutage nicht ohne ein Einstecktuch aus. Heutzutage kann man zwar den oben beschriebenen Falttechniken für das Einstecktuch aus dem Weg gehen, indem man schon vorgefaltete und auf Pappe genähte Tücher kauft. Diese müssen nur noch in der Brusttasche platziert werden. Doch wer wirklich Stil beweisen möchte, nutzt solche Möglichkeiten tunlichst nicht. Sie sind einfach zu profan, um wirklich stilbewussten Männern aus der Patsche zu helfen.
Und nun wünschen wir Ihnen viel Freude beim Falten!